Samstag, 4. Juni 2016

Der Mond

"Wünsch dir was! Ich möchte dir etwas schenken" sagt der König zu seiner kleinen Prinzessin.
"Den Mond! Ich wünsch mir den Mond! Schenk mir den Mond!" Die Prinzessin hüpft vor Freude!
Der König schaut ganz ernst. Die Hofgelehrten schauen auch ernst. Sie schauen sogar sehr ernst. Und dann denken alle nach. Ganz ernst und noch ernster denken sie nach.
"Wir wissen nicht, wie wir den Mond vom Himmel holen sollen." sagen sie. "Kein Mensch kann den Mond vom Himmel holen."
Der König ist traurig. Aber noch viel trauriger ist die Prinzessin.

"Was ist der Mond?" fragt der Hofnarr.
"Wo ist der Mond?" fragt er.
"Ach, was bist du dumm!" Die Prinzessin lacht den Narren aus. "Der Mond ist klein und silbergolden. Er hängt im alten Apfelbaum. Ich sehe ihn jeden Abend wenn ich schlafen gehe."
Da denkt der Hofnarr nach. Ganz ernst denkt er nach.
Dann lächelt er und geht zum Goldschmied.
Eines Abends klettert er in den Apfelbaum. "Wo ist der Mond?" fragt er die Prinzessin.
"Da oben! Hinter diesen Zweigen!" Die Prinzessin zeigt mit der Hand in den Baum. Der Narr klettert ganz hoch hinauf und versucht, den Mond mit der Hand zu greifen. "Bist du ungeschickt!" Die Prinzessin lacht wenn sie sieht, wie der Narr den Mond fangen will.
Da greift der Narr schnell zu. In dem Moment schiebt sich eine dicke graue Wolke vor den Mond. Er ruft: "Ich habe den Mond gefangen!"
Vorsichtig legt er der Prinzessin eine silbergoldene Kugel in die Hand.
Die Prinzessin staunt. Die Prinzessin strahlt vor Glück.
Sie zeigt den Mond dem König. Der König staunt und strahlt vor Glück.
Die Hofgelehrten staunen. Sie strahlen nicht vor Glück. Sie schauen immer noch ernst, ganz ernst.
Die Prinzessin trägt den Mond an einer Kette um den Hals.
Am nächsten Abend schaut sie aus dem Fenster.
"Schau!" sie ruft den Hofnarren "Schau! Da ist ein neuer Mond gewachsen!"
Und richtig! Da ist ein Mond im Apfelbaum!

Acryl auf Leinwand, 30cm x 40 cm
Ich habe diese Geschichte gehört und nacherzählt.

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